Wie ist Wieblingen vom Masterplan betroffen?
Wieblingen ist vom Masterplan für das Neuenheimer Feld betroffen. Deshalb hat der Bezirksbeirat Wieblingen am 5.3.2020 gefordert, dass die Varianten für die verkehrliche Erschließung des Campus, sofern sie über die Blaue Linie hinausreichen, innerhalb der Bürgerbeteiligung mit und vor allem in den betroffenen Stadtteilen geprüft und diskutiert werden. Der Gemeinderat hat dies dann am 23.7.2020 beschlossen. Bislang ist nichts in den Stadtteilen vorgesehen. Es ist nur eine zentrale Öffentlichkeitsveranstaltung am 23.9.2021 geplant. Damit die Wieblinger Themen die nötige Aufmerksamkeit erhalten und es den Bürgern erleichtert wird, teilzunehmen, sind Veranstaltungen vor Ort notwendig.
Inwiefern Wieblingen betroffen ist, hängt natürlich davon ab, was die Planungsbüros am Ende der Konsolidierungsphase vorlegen und welchen Plänen der Gemeinderat zustimmt.
In den letzten, öffentlich zugänglichen, Plänen wurde bekannt, dass ASTOC eine „Neckarquerung für Campus-Flotte, Rettungswagen, Radfahrer, Fußgänger“ plant. Außerdem soll ein großer Park & Ride Parkplatz entstehen: „Am SRH Campus, an der B37, Anschlussstelle BAB5 und S-Bahn-Haltestelle Pfaffengrund / Wieblingen. Direkte Anbindung ins Neuenheimer Feld mit Shuttle und der Campus-Flotte über eine Brücke. Kapazität 4.000 Fahrzeuge, 2.000 für das Neuenheimer Feld.“ (Zitate aus ASTOC Unterlagen)
Das Büro Höger äußert sich zurückhaltender: „Multimodale Mobilitätshubs mit P+R werden in Dossenheim und optional in Wieblingen errichtet.“
Die Pläne sehen in Phase 2 (2035 – 2050) eine „ÖV Neckar-Brücke oder nur Rad-Fuss Brücke vor.“ „Falls ein Bau der Neckarbrücke genehmigt würde, kann als Option die Buslinie 31 über den multimodalen Hub Wieblingen (P+R, S-Bahnhof Pfaffengrund) bis Eppelheim verlängert werden“. (Zitate aus Höger Unterlagen)
Außerdem ist noch die Seilbahn gemäß Heide-Konzept im Rennen.
Die Kopfstation soll am Wieblinger Weg, zwischen Ehrenfried Werk und der Auffahrt zum Kurpfalzring in Richtung Wieblingen und Autobahnauffahrt entstehen: Kapazität 4.000 Fahrzeuge, 8 Parkdecks, 1 Tiefgaragendeck, Höhe 8 m. Der Wieblinger Weg soll überbaut werden, ein Teil des Gebäudes wäre auf dem jetzigen Parkplatz am Wieblinger Bahnhof. Hier würden die Bahnreisenden die Station betreten, der andere Teil wäre auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit Zufahrt / Ausfahrt und einer direkten Autobahnanbindung. Ab dem dritten Parkdeck würden die Gebäudeteile zusammengeführt, hier ist der Zugang zu den Gondeln vorgesehen.
Damit würden Versiegelung und Flächenfraß ungebrochen weitergehen. Ein großer Park & Ride Parkplatz an der B37 für 4.000 Autos (das entspricht 10 ha) würde eine Freifläche versiegeln. Eine Trasse zur Brücke würde über eine Grünanlage entlang des Schollengewanns laufen und eine Reihe von Kleingärten und einen Spielplatz platt machen. Ganz zu schweigen von der Gefährdung des Naturschutzgebietes am Altneckar.
Inzwischen wurden weitere Details bekannt, unter anderem durch die Veröffentlichung eines Leistungsbildes, das im Februar 2021 unter Umgehung der Bezirksbeiräte und des Gemeinderates an die Planer übergeben wurde.
In den Verkehrsberechnungen wurde angenommen, dass die Parkpätze am Rittel kostenlos sind, damit sie überhaupt angenommen werden. Zitat aus einem Schreiben des Stadtplanungsamtes vom 19.4.2021 auf eine Frage zu den Parkgebühren aus dem Stadtentwicklungs- und Bauausschuss (SEBA) am 23.03.2021: „Für die P+R-Anlagen sind keine Parkgebühren angenommen worden, um die gewünschte Verkehrslenkung (Pkw heraus aus dem INF) zu erzielen […]. Denn trotz der Gebühren-Erhöhung im INF sind die dortigen Parkplätze wegen der räumlichen Nähe und der geringeren Fahrzeit attraktiver gegenüber evtl. bepreisten P+R-Angeboten.“
Für den Bau der Neckarbrücke wurde bereits eine FFH-Vorprüfung durchgeführt. Diese kam zu folgendem Ergebnis: „Da eine erhebliche Beeinträchtigung für das Gebiet nicht ausgeschlossen werden kann, muss eine FFH-Verträglichkeitsprüfung durchgeführt werden.“ Für die Vorprüfung wurde die von ASTOC geplante Brücke verwendet.
Gezeigt wird eine schlanke Brücke, die auf Höhe der Mannheimer Straße beginnt. Es handelt sich um eine 10 m breite Holzkonstruktion, kaum vorstellbar, dass über diese Brücke Campusflotte, Rettungswagen und Busse fahren können. Doch auch die dazu nötigen Stützkonstruktionen würden den Lebensraum vieler besonders geschützter Tiere im Wieblinger Altneckar bedrohen.
Die Planungen bedeuten für Wieblingen mehr Lärm, Abgase und schlechteres Klima, dafür weniger Grün und Lebensqualität. Eine höhere Lebensqualität auf dem Campus („autofreie Mitte“) soll mit einer Verschlechterung für Wieblingen erkauft wird. Das ist nicht hinnehmbar!
Quelle: Stadtteilverein Wieblingen