Stellungnahme der Heidelberger Naturschutzverbände zum Bau einer Flachwasserzone am Ortseingang von Wieblingen
Heidelberg, 26. Januar 2021
Fast 100 Jahre alt ist das Wehr Wieblingen in Heidelberg. Das um 1925 errichtete Bauwerk regelt den Abfluss aus jenem Teil des Neckars, der das Stadtgebiet durchquert. Wenn die Verschlüsse des Wehrs z.B. bei Hochwasser geöffnet werden müssen, schießt das Wasser mit hoher Energie in den Altneckar. Dadurch haben sich in den letzten Jahrzehnten bis zu zehn Meter tiefe Krater, sogenannte Kolke, am Grund des Flusses gebildet, die die Standsicherheit der Wehranlage und der Trennmauer zum Seitenkanal Wieblingen zunehmend gefährdeten. Deshalb wird seit über zehn Jahren an der Sicherung der Anlage gebaut.
Für das Naturschutzgebiet „Altneckar Heidelberg-Wieblingen“, das direkt unterhalb der Wehranlage beginnt, und seine z.T. sehr seltenen Lebewesen bedeuten diese Baumaßnahmen eine erhebliche Belastung, die nach dem Naturschutzgesetz ausgeglichen werden muss.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbund (NABU) begrüßen die bereits im Managementplan für das Natura 2000-Gebiet „Unterer Neckar Heidelberg – Mannheim“ von 2010 vorgesehene Schaffung einer Flachwasserzone in Wieblingen, unterhalb der Bushaltestelle „Lerchenbuckel“. Sie liefert einen wichtigen Beitrag zur Wiederherstellung und zum Erhalt einer Auen-Landschaft. Sie schafft Lebensraum u.a. für Wasserpflanzen, Jungfische und wirbellose Kleintiere, die am heutigen, stark veränderten Neckar weitgehend fehlen.
Eine gebänderte Prachtlibelle, die für ihre Entwicklung Flachwasserbereiche am Rande von Flüssen und Bächen mit reicher Unterwasservegetation benötigt. Sie steht unter Naturschutz und kommt in Deutschland recht selten vor. Foto: R. Buyer
Die Naturschutzverbände konnten in längeren Verhandlungen durchsetzen, dass die in diesem Bereich noch vorhandene Schilfzone, die die letzten Lebensräume u.a. für Teichrohrsänger und andere Röhrichtbewohner in diesem Gebiet sind und in der junge Kuckucke ausgebrütet werden, erhalten bleiben.
Der Eisvogel ist ein typischer Vertreter der Vogelwelt am Unteren Neckar und brütet dort regelmäßig. Foto: M. Muschiol
Diese Woche begannen die Baumaßnahmen. Die Naturschützer der Region hoffen, dass diese Flachwasserzone einen wichtigen Beitrag zur Erhöhung der Artenvielfalt in Heidelberg leisten kann und den ökologisch so wichtigen Wieblinger Altneckar weiter nachhaltig aufwertet und nicht durch verkehrliche Maßnahmen der nächsten Jahre zunichte gemacht wird.
So sieht die Baustelle der zukünftige Flachwasserzone am 26.1.2021 aus. Foto: R. Buyer