Masterplanverfahren missachtet Stadtklimagutachten für Wieblingen
Wir haben es amtlich! Die Flächen-Versiegelung für die Zufahrt zur 5. Neckarbrücke würde das Klima für die Menschen in Wieblingen sehr negativ beeinflussen. Gleiches gilt für die zielnahen Parkplätze am S-Bahnhof Pfaffengrund-Wieblingen für Pendler, die – auch im Falle einer Seilbahn – angedacht sind. Man ahnt es, wenn man sieht, wie wenig Grünflächen zwischen Wieblingen und dem Pfaffengrund einerseits und zwischen Wieblingen und Wieblingen-Süd vorhanden sind. Das Stadtklima-Gutachten von 2015 untermauert dieses Unbehagen mit Analysen und der eindeutigen Empfehlung, diese Flächen nicht zu bebauen. In Zeiten des rasanten Klimawandels brauchen wir dringend unversiegelte Flächen, die nachts in der Stadt für Abkühlung sorgen.
„Besonders der heiße Sommer 2003 hat die negativen Seiten des Stadtklimas in zahlreichen Städten Europas durch hohe und lang andauernde thermische Belastungen, die kaum durch die natürliche nächtliche Abkühlung gemindert werden konnten, deutlich vor Augen geführt. In Europa starben rund 70.000 Personen an den Folgen der Hitzewelle. Der weit überwiegende Teil davon war älter als 65 Jahre (Anteil der über 65-jährigen in Heidelberg ca. 17% – Stand 2012).“ Zitat aus dem Stadtklimagutachen für die Stadt Heidelberg, 2015, Seite 5
Es müssten sogar Flächen ent-siegelt werden, damit der Boden bei den häufiger werdenden Starkregenereignissen Wasser aufnehmen und damit vor Hochwasser und Überschwemmungen schützen kann. Statt dessen beharren die Projektträger auf gestrigen Mobilitätsplanungen.
Doch der Reihe nach. Das Stadtklimagutachten definiert klimaökologische Ausgleichsräume, unter anderem den Ausgleichsraum 2 für Wieblingen (Wi-A2). Ein Ausgleichsraum ist eine Kaltluft produzierende, unbebaute und vegetationsgeprägte Fläche. Daneben gibt es bioklimatisch belastete Siedlungsräume, die sogenannten Wirkungsräume, z.B. Wi-W4.
Legende
Die Parkflächen für Pendler und die Trasse zur 5. Neckarbrücke würden im Ausgleichsraum Wi-A2 liegen. Der bestehende Kurpfalzring müsste vermutlich ab S-Bahnhof Pfaffengrund-Wieblingen verbreitert werden.
Der Raum Wi-A2 wird landwirtschaftlich genutzt und weist darüber hinaus auch Baum- und Gehölzgruppen, Straßenbegleitgrün, Gleisfläche sowie Kleingartennutzung auf. Er wird im Süden vom Verlauf der Bahntrasse begrenzt. Der Ausgleichsraum befindet sich im Einflussbereich des Neckartalabwindes, wobei sich für die südöstlichen Teilflächen eine Funktion als Kaltluftleitbahn feststellen lässt. Die Flächen nördlich der Bahntrasse tragen aufgrund ihrer Größe in bedeutsamem Umfang aktiv zu Kaltluftbildung bei, die in der direkt angrenzenden Bebauung zur günstigen Gestaltung der thermischen Umgebungsbedingungen beiträgt.
Zusammen mit dem Ausgleichsraum Wi-A3 kann der Raum als Teil einer klimaökologisch bedeutsamen Landschaftsachse angesehen werden, die sich in West-Ost-Richtung bis zum Neckar erstreckt. Die Flächen weisen überwiegend eine hohe bis sehr hohe bioklimatische Bedeutung auf.
Das Stadtklimagutachten gibt folgende Planungshinweise:
Ein Großteil des Ausgleichsraums Wi-A2 hat einen Bezug zu Siedlungsflächen mit ungünstigen bioklimatischen Bedingungen oder eine Funktion als Kaltluftleitbahn. Dabei handelt es sich um besonders schützenswerte Raumstrukturen, deren stadtklimatische Bedeutung als sehr hoch anzusehen ist. Um diese Funktion weiterhin aufrecht zu erhalten, sollte von einer weiteren Bebauung abgesehen werden.
Warum werden diese Hinweise im Masterplanverfahren missachtet? Klimaschutzaspekte – im allgemeinen und im Detail – scheinen im Masterplanverfahren trotz aller anders lautenden Bekenntnisse der Stadt keine Rolle zu spielen.