Naturschutz beim Masterplanprozess einfach vergessen
Leserbrief an die RNZ von Regine Buyer, Mitglied des Forums, vom 29.11.2019
Das Masterplanverfahren Im Neuenheimer Feld / Neckarbogen geht weiter: Die vier Planungsbüros hatten in der ersten Jahreshälfte vier Entwürfe für den Campus vorgelegt. Ein externer Gutachter hat die Verkehrskonzepte der Büros verglichen und am 28.11. der Öffentlichkeit vorgestellt. Da war viel die Rede davon, wie das Neuenheimer Feld von allen Himmelsrichtungen gut erreichbar sei, welche Wege und welche Verkehrsmittel die verschiedenen Verkehrsteilnehmer bevorzugen, und immer wieder war die Rede von einer Neckarquerung.
Sie führte mitten durch das Naturschutzgebiet und Flora-Fauna-Habitat „Altneckar Heidelberg-Wieblingen“, durch eine höchst sensible und streng geschützte Auenlandschaft. Dort leben über 150 Vogelarten, darunter viele – z.T. vom Aussterben bedrohte – Brutvogelarten und viele Wintergäste. Sie brauchen die große freie Wasserfläche, um auf dem Alten Neckar, ihrem Winterquartier, „landen“ zu können. Die geplante Brücke würde diese wichtige Funktion für Zugvögel erheblich beeinträchtigen.
Fischadler und andere seltene Wasservögel wie Trauerenten und Löffelenten nutzen dieses Gebiet als „Tankstelle“, um sich für die Reise gen Süden zu stärken. Vor einigen Jahren ist auch der streng geschützte Biber an den Neckar zurückgekehrt. Eine wahrhaft exzellente Fauna lebt in und am Alten Neckar. Aber bei der Veranstaltung zum Masterplanprozess schien die Brücke gesetzt zu sein, obwohl es laut Naturschutzverordnung verboten ist, dort „Straßen, Wege, Plätze oder sonstige Verkehrsanlagen“ anzulegen (§ 4 der Naturschutz-verordnung). Das Naturschutzgebiet insgesamt war am 28.11. weder Bürgermeister Odszuck noch den Vortragenden eine Silbe wert. Kennen sie die rechtliche Situation nicht? Auch Stadtverwaltung und Universität scheinen den Naturschutz vergessen zu haben. Das ist sehr traurig und wenig zukunftsfähig.